Spuren einer Nacht – Teil II

“Oh, she’s hot but a psycho
So left but she’s right though
At night she screamin‘
I’m-ma-ma-ma out ma mind“

(Ava Max – Sweet but Psycho)

 

Den Rest des Tages kennen meine Gedanken kein anderes Thema. Ständig denke ich an den Künstler, den Club, die Party und freue mich einfach wahnsinnig auf den geplanten Abend. Ich bin nervös und aufgeregt, aber die ganze Zeit muss ich grinsen wenn ich daran denke, was oder vielmehr, wer mich heute Abend erwartet. Trotzdem vergeht die Zeit wie im Flug und schon stehe ich in der Wohnung des Künstlers und ziehe mich dem Anlass entsprechend um. Die Fahrt zur Location kommt mir unendlich lang vor.

Endlich kommen wir an. Ich bin wahnsinnig aufgeregt. Zum Glück trägt mein Outfit, vor allem die High Heels, sehr dazu bei, dass ich selbstbewusst bleiben kann. Ich bin mir zwar sicher, dass der Künstler genau weiß, wie nervös ich bin, aber wenigstens merken andere mir das nicht so sehr an. Wir sind auch recht früh da und gehören zu den ersten Gästen. Da ich ja den ganzen Tag unterwegs war, erkunden wir nach einem kleinen Rundgang erstmal das Buffet. Mal abgesehen davon, dass ich wirklich hungrig war, hilft mir das Essen dabei, in Ruhe anzukommen und mich an die Umgebung zu gewöhnen.

Natürlich flirten wir währenddessen schon ziemlich heftig. Obwohl noch ein Bekannter neben uns sitzt und sich auch an den Gesprächen beteiligt, entsteht irgendwie eine Date-Atmosphäre. Anders kann ich es nicht beschreiben, wir sitzen uns gegenüber, essen, flirten, unsere Beine berühren sich und irgendwann liegt seine Hand an meinem Bein. Er macht überhaupt nichts besonderes, er hält mich nur fest. Und das tut gut, es beruhigt mich.

Die Teller sind mittlerweile leer, ich habe nur noch ein bisschen was zu trinken. Und wir beide sind voller Lust aufeinander. Gespielt gelassen trinke ich in aller Ruhe, um ihn ein bisschen zu provozieren. Nur ein wenig, ganz subtil. Ich weiß aber nicht wirklich, ob ich zu viel in die Situation interpretiere. Kurz darauf sagt er mir, ich solle doch unsere Teller zurückbringen. Und obwohl er es nicht unhöflich formuliert, ist es eindeutig keine Bitte. Mag sein, dass ich eben noch provozieren wollte, aber das ist mit diesem einen Satz sofort verpufft. Also bringe ich unsere Teller weg, komme zurück und setze mich wieder. So schnell ich kann, ohne allzu auffällig zu werden, trinke ich mein Glas aus. Dann gehen wir gemeinsam nach oben, da es uns dort etwas besser gefällt als in den Räumlichkeiten unten und können endlich anfangen.

Schon während ich die Stufen der Metalltreppe hinauf gehe, steigert sich meine Nervosität noch weiter. Dass ich Höhenangst bzw. Angst vor dem Fall habe, macht es nicht wirklich besser. Wir sehen uns ein wenig im oberen Bereich um und begeben uns in eins der Séparées. Es ist zwar durch dunkle Chiffontücher abgeschirmt, aber dennoch offen genug für eventuelle Zuschauer. An der Wand befindet sich ein Andreaskreuz und in der Mitte hängt eine massive Kette aus Stahl. Unter diese knie ich mich, während der Künstler einige Vorbereitungen trifft. Er legt die Seile vor mich und packt auch noch einige andere Dinge aus, die meine Vorfreude und Aufregung auf die Spitze treiben.

Er weist mich an, aufzustehen und fesselt meine Hände. Das Seil zieht er dann durch den Karabinerhaken, welchen er zuvor an der Kette über mir befestigt hatte. Langsam geht er einmal um mich herum, betrachtet mich aufmerksam von allen Seiten. Ich bebe vor Erregung und zugleich bin ich völlig ruhig, ich vertraue ihm vollkommen. Dann spüre ich seinen warmen Atmen in meinem Nacken und Druck in meinen Kniekehlen. Gezwungenermaßen gebe ich nach, doch das Seil lässt nicht zu, dass ich mich hinknien kann. Er lockert das Seil etwas und ich sinke zu Boden. Nun knie ich wieder, die Arme empor gestreckt.
So kann er meinen Oberkörper und eines meiner Beine fesseln. Dafür schiebt er den Stoff meines Kleides etwas höher und für einen kurzen Augenblick spüre ich, wie er meine Nässe ertastet. Er umwickelt mein angewinkeltes Bein weiter mit Seil: Manchmal ruhig, langsam, zärtlich geradezu, aber unnachgiebig und fest, manchmal hart, schnell und dynamisch. Mal entlockt er mir ein Stöhnen, mal sauge ich die Luft zischend zwischen den Zähnen ein, vor Schmerz.. oder vor Lust? Innerlich winde ich mich und doch genieße ich jede Sekunde. Ich sehe ihm in die Augen und in diesem Moment verstehen wir uns ohne ein einziges Wort zu sagen. Ich giere nach mehr.

Er fesselt das andere Bein am Knöchel und zieht es empor, um es weiter mit Seil zu zieren. Ich werde noch weiter entblößt, sodass nun jeder Zuschauer sehen dürfte, wie unfassbar geil ich schon jetzt bin. Er reizt mich, spielt mit mir und ein Teil von mir weiß, dass die Erlösung noch nicht kommen wird. Doch ich sehne mich so sehr danach, dass ich mich der Hoffnung darauf hingebe. Natürlich lässt er von mir ab. Nun zieht er auch das andere Bein nach oben. Erbarmungslos schneidet das Seil in meine Haut und ich ergebe mich dem Schmerz.
Ein weiteres Seil um meine Taille zieht mich noch etwas höher und gräbt sich in meine Hüfte. Ich spüre die Entlastung des Beins, doch er weiß, dass ich Seile an dieser Stelle verabscheue. Der Schmerz, den es verursacht ist unfassbar unangenehm. Und genau deshalb ist es so gut. Ich leide gerne für ihn. Ich weiß, er genießt es mich an diesen Punkt zu bringen.

Es haben sich mittlerweile noch weitere Zuschauer dazu gesellt. Ich leide und bin völlig bloßgestellt und lasse mich völlig in den Moment fallen. Für meinen Herrn ertrage ich das nicht nur, ich genieße es.

Und dafür belohnt er mich. Die Erlösung, zu der er mich anfangs verlockt hat, wird mir nun gewährt. Unter seinen Händen schreie ich vor Ekstase, bis ich zuckend auf dem Boden liege und in der Erfüllung meiner Lust versinke.
Ich kehre erst wieder zurück in die Realität, als ich das letzte Seil über meine Haut gleiten spüre und mich an den Künstler schmiege. Eine Weile kuscheln wir noch und genießen unsere Zweisamkeit. Die Nachsorge ist und bleibt für mich das Schönste. In diesen Augenblicken spüre ich unsere tiefe Verbindung am stärksten.

Schließlich gehen wir wieder runter, um uns an der Bar etwas zu stärken und zu erholen. Aber die Nacht ist noch lange nicht vorbei.
Nachdem ein wenig Zeit verstrichen ist, gehen wir wieder nach oben. Diesmal genau in die Mitte des Raumes. Aus den umliegenden Séparées ergibt sich eine entsprechende Geräuschkulisse. Der Gedanke daran, dass sich bald schon mein eigenes Stöhnen, Wimmern und Schreien damit vermischt, erregt mich.

Nach Anweisung meines Herrn knie ich mich unter ein großes, hölzernes, mittels massiver Ketten horizontal aufgehängtes maritimes Steuerrad. Er breitet erneut seine Seile aus und befestigt einige Karabinerhaken an dem Rad. Noch während der Vorbereitungen gesellen sich ein paar Gäste in respektvollem Abstand dazu. Wow, wir haben vorhin wohl Eindruck hinterlassen. Ich lächele bei diesem Gedanken.
Ich spüre ihn hinter mir stehen. Zunächst streichelt er mir sanft über den Kopf, dann ein fester Griff in meine Haare, um mich daran hochzuziehen. Er streicht sanft über meine Brüste und beginnt so, meinen Oberkörper zu fesseln und mich an dem Rad zu fixieren. Und schon entschwebt mein Geist, ich spüre nur noch ihn und das Seil. Weitere Seile an meinen Beinen lassen mich bald fliegen. Er schiebt wieder mein Kleid hoch und ich spüre seinen heißen Atem zwischen meinen Schenkeln. Schon dieser kleine Moment bringt mich zum zittern. Seine Hände streichen über die Innenseiten meiner Beine und ich kann nicht anders, als leise aufzustöhnen. Es ist so frustrierend und dennoch so gut.

Wieder zieht ein Seil mich an der Hüfte hoch, der Schmerz ist die pure Qual, vor allem als er meine Position noch etwas verändert. Einen Augenblick lang scheint der Künstler nicht mehr da zu sein und ich genieße meine innere Stille, die durch das leise Knarzen der Seile noch intensiver wird.
Dann durchzuckt mich der Schmerz, als mich ein Schlag trifft. Ich keuche, stöhne, schreie auf, während der Künstler mit seiner kurzen Lederpeitsche auf meinen Körper malt. Zwischendurch spüre ich deutlich den Rohrstock. Die Schmerzenslaute, die er mir entlockt, sind Befreiung und Qual zugleich. Sie sind eine eigene Symphonie meiner Seele, die nur er auf mir spielen kann.
Und dann spüre ich seine Finger in mir und zu der Komposition werden die Geräusche meiner Lust hinzugefügt. Seine Hände wandern zu meinem Mund und ich kann nur noch reagieren, ihm zeigen, dass ich mehr will.

Er nimmt noch einmal etwas Abstand und da spüre ich, dass meine Finger beginnen zu kribbeln. Ich sage es ihm, alles andere wäre unvernünftig, und er lässt meinen Oberkörper zu Boden sinken. Aber das heißt nicht, dass es vorbei ist.
Mein Körper bebt vor Anstrengung, Lust, Schmerz und Erwartung. Nach weiteren Peitschenhieben, werden die Seile gelöst und er hält mich, küsst mich, entspannt mich.

Ein letztes Mal fordert er mich, um mir die ersehnte Erlösung zu bringen. Wieder schreie ich ob der Lust, die mir seine wissenden Hände bereiten.
Ich liege zitternd in seinen Armen. Meine Wahrnehmung wird langsam klarer. Ich fühle mich geborgen bei ihm, ich weiß einfach, dass ich hierher gehöre. Am liebsten würde ich nie wieder aufstehen oder den Moment festhalten, um immer wieder zurückkehren zu können.
Doch die Zeit vergeht nun einmal und irgendwann müssen wir aufstehen, zusammenpacken, uns anziehen und nach Hause fahren.
Dort gibt es eigentlich nur noch zwei Dinge zu tun. Duschen und Schlafen. Wir sind völlig erschöpft, aber unfassbar glücklich und schlafen gemeinsam ein.

Vielen Dank an dich, dass du den Beitrag gelesen hast. Ich hoffe dieser Teil des Gedankenkarussells hat dir gefallen

Alles Liebe
Kati

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