Spuren einer Nacht – Teil I

„My freakness is on the loose
And running, all over you
Please take me to places, that nobody, nobody knows

You got me hooked up on the feeling
You got me hanging from the ceiling

Got me up so high I’m barely breathing
So don’t let me, don’t let me, don’t let me, don’t let me go“

(Kehlani – Gangsta)

Es ist Freitag. Ich bin mit dem Künstler und einem befreundeten Paar für ein Fesseltreffen in einem BDSM Club verabredet. Während ich in der Bahn sitze, gehen meine Gedanken auf Wanderschaft. Ich erwarte zwar keine Playparty, aber dennoch denke ich mir, dass die Atmosphäre sicherlich durch die Location beeinflusst sein wird. Außerdem kenne ich zwar schon einen Club von innen, aber diesen eben noch nicht.
Ich komme also am Treffpunkt an und gemeinsam fahren wir mit dem Auto weiter. Während der Fahrt unterhalten wir uns über dies und jenes, lachen gemeinsam und erzählen, was gerade so los ist. Die Stimmung ist einfach entspannt.

Die Fahrtzeit vergeht trotz ein paar Baustellen recht schnell und wir halten auf dem Parkplatz des Clubs. Erstmal kommen wir in Ruhe an, ziehen uns um und schauen uns die Location an. Man begrüßt andere, trinkt etwas und unterhält sich ein bisschen. Auch auf diesem Treffen ist die Stimmung sehr angenehm. Innerlich bin ich aber doch etwas angespannt, da ich eben zum ersten Mal in einem BDSM Club bin, um mehr zu machen, als nur mal zu gucken. Die Anspannung ist aber auf keinen Fall negativ. Wir begeben uns also in den Hauptraum, der Künstler und ich suchen uns einen schönen Platz mit Hängepunkt zum fesseln.
Das befreundete Paar gesellt sich zu der Einsteigerrunde, die gerade beginnt. Während wir unseren Platz vorbereiten, höre ich mit halbem Ohr zu, was dort erzählt wird. Mehr aus Neugier was hier wohl anders ist, als aus echtem Interesse, ehrlich gesagt. Als sie drüben mit den ersten Fesselungen beginnen, sind auch wir bereit anzufangen.

Schon kurze Zeit später fliege ich und kann mich völlig in die Seile fallen lassen. Der Künstler gestaltet sein Werk und ich bin unfassbar glücklich, dass ich dieses sein darf.
Unsere emotionale Verbindung verstärkt sich mit jeder Wicklung der Seile. Sie liegt wie ein Flimmern in der Luft. Wir sind das Feuer, dass den Raum erhellt. Zuerst ist es nur ein Funke, doch schon bald lodert es hell. Mal flackert es, mal brennt es ruhig. Zwischendurch schon fast erloschen, nur um dann wieder neu entfacht zu werden.
In den ruhigen Momenten nehme ich am Rande wahr, dass wir Zuschauer haben. Gewiss ziehen wir so manchen Blick auf uns und das erfüllt mich mit Stolz. Stolz auf uns beide, dass wir gemeinsam diese besondere Atmosphäre kreieren.

Es ist wahnsinnig intensiv und ich bin sehr lange in den Seilen. Als ich schließlich spüre, wie das letzte Seil meine Haut verlässt, fühle ich Erleichterung und doch will ich mehr. Ich bin völlig erschöpft, ich weiß es ist besser, jetzt aufzuhören. Aber ich liebe das Gefühl so sehr, dass es schon fast eine Sucht ist. Schließlich liege ich in eine Decke gekuschelt auf dem Schoß des Künstlers und kehre langsam, aber sicher zurück in das Jetzt und Hier.

Es vergeht noch einige Zeit, in der wir einfach kuscheln und zuschauen, was um uns herum passiert. Es gab für das befreundete Paar noch ein paar schöne Momente, die wir beobachten durften. Das Treffen neigt sich schließlich dem Ende zu, sodass wir zusammenräumen, uns umziehen und alle gemeinsam wieder ins Auto setzen. Die Heimfahrt, mit Zwischenstopp zum Burgeressen, ist noch richtig lustig. Irgendwie sind alle sehr aufgekratzt, scherzen und lachen miteinander. Allerdings setzt auch Müdigkeit ein und ich döse irgendwann ein. Als ich aufwache, halten wir gerade und setzen die anderen beiden ab.
Jetzt müssen wir zum Glück nur noch zu mir nach Hause fahren, der Weg ist nicht so weit. Ich bin wirklich erschöpft und sehne mich nach meinem Bett. Da ich jetzt aber wieder wach bin, spreche ich den Künstler auf den Kommentar eines anderen Teilnehmers an. Jemand erwähnte nämlich, dass am morgigen Abend eine Party im Club stattfinden würde, die wohl ziemlich entspannt sein soll, als derjenige die Intensität zwischen uns bemerkte.

Der Besuch einer Playparty war schonmal ein Thema zwischen dem Künstler und mir. Ich sagte, dass ich das sehr gerne machen würde. Aber ich wusste nicht, ob ich mich dafür schon bereit fühlte oder ob es einfach zu früh wäre. Nun fühle ich mich bereit dazu. Wir sprechen also nochmal darüber und halten fest, dass wir je nach Stimmung am nächsten Tag ja hingehen können. Bei dem Gedanken daran bekomme ich ein starkes Kribbeln im Bauch, aber ich freue mich auch sehr.
Wir kommen dann auch schon bei mir zuhause an. Ich bin sehr froh, dass wir abgemacht haben, diese Nacht bei mir zu verbringen. Ich hätte nicht allein sein können nach so einem intensiven Abend. Wir kuscheln uns dann auch recht schnell unter die Bettdecke und legen uns schlafen.
Ich muss nicht wirklich erwähnen, dass die Eindrücke des Abends uns nicht wirklich schlafen lassen, oder?
Sobald das Licht aus ist, eskaliert der Gute Nacht-Kuss und wir haben wundervollen Sex. Es ist unheimlich leidenschaftlich und wir beide genießen einfach nur die starken Empfindungen zueinander. Danach liege ich in seinen Arm und gleite in meine Traumwelt.

Nur wenige Stunden später, reißt mich das Weckerklingeln aus dem Schlaf. In Gedanken verfluche ich mich dafür, an einem Samstagmorgen einen Termin bei meiner Kosmetikerin gemacht zu haben. Ich bin ein ziemlicher Morgenmuffel, also drehe ich mich nochmal auf die Seite, schmiege mich wieder an den Künstler und genieße seine Anwesenheit in meinem Bett.

Natürlich müssen wir spätestens nach dem Klingeln des zweiten Weckers aufstehen und die Zeit ist schon recht knapp bemessen, damit wir in dieser Nacht überhaupt etwas Schlaf bekommen konnten. Ich bin, wie erwähnt, absolut kein Morgenmensch.
Also wusel ich hektisch durch die Wohnung, packe meine Sachen zusammen, mache mich fertig und nebenbei noch ein schnelles Frühstück. Nach dem Kosmetiktermin ist mein Tag nämlich schon komplett verplant, bis ich abends wieder bei dem Künstler bin. Da ich zwischendurch nicht nach Hause kommen kann, bin ich dementsprechend mit meinen Gedanken ganz woanders. Bis ich meine Sachen für den Abend einpacken möchte. Ich frage also nochmal nach der Party und überlege, ob ich mir dafür ein entsprechendes Outfit einpacken soll. “Also ich habe uns gerade angemeldet.”

Diese Antwort bringt sofort das Bauchkribbeln zurück.
Wir könnten uns zwar immer noch dagegen entscheiden, falls die Stimmung gegen Abend nicht mehr passt, aber unter uns steht die Entscheidung damit fest.

Fortsetzung folgt.

Vielen Dank an dich, dass du den Beitrag gelesen hast. Ich hoffe dieser Teil des Gedankenkarussells hat dir gefallen.

Alles Liebe
Kati

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