Der Anfang

„I feel the greater sense
just by the kind of mood I’m in.
Something touched my core
and everything within.

That kind of certitude
is attaching wisdom to my mind
that everything that was
effects a future life.“

(Van Canto – My Utopia)

Irgendwie fängt es immer an, oder nicht? Viele BDSMler sagen „Eigentlich war es schon immer da“ und das kann ich auch bestätigen, das Unterbewusstsein ist sehr mächtig. Aber es gibt immer einen Auslöser – der Moment, in dem man sich selbst voll bewusst wird, dass man gewisse Neigungen und Begierden hat und auf einmal wird einem klar, dass man nun bereit ist diese zu erkunden.

In meinem Falle gab es ein durchaus einschneidendes Erlebnis im Jahr 2016, also noch nicht allzu lange her. Mein damaliger Freund trennte sich im Sommer von mir. Dazu muss man nun sagen, dass ich mich sehr selten jemandem derartig hingebe, wie ich es bei ihm getan habe. Zumindest innerhalb einer festen, romantischen Beziehung. Dementsprechend war ich am Boden zerstört, man kann wirklich von einem gebrochenen Herzen sprechen.

Es gab diesen kleinen Moment, der mir rückwirkend noch immer wie eine Ewigkeit vorkommt, indem deutlich wurde, dass er die Beziehung zwischen uns beendet. Und für einen ewigen Augenblick lang blieb meine Welt stehen, nur um sich dann quälend langsam weiterzudrehen. Doch mit der Zeit wurde es besser, die Welt drehte sich weiter und irgendwie habe ich diesen Abend überstanden, der damit endete, dass ich wieder single war.

Zu meinem Glück habe ich wirklich unglaublich tolle Freunde, die mich damals auffingen und mir Halt gaben und es auch heute noch tun. Das klingt jetzt ein bisschen als wäre es deutlich länger her und für mich ist es das auch. Ich bin heute so anders, es kommt mir vor als wären 10 Jahre vergangen und nicht ungefähr 2 Jahre.

Aber ich schweife ab, entschuldige.

Speziell ein Paar aus meinem Freundeskreis hat mir sehr viel geholfen. Wie es der Zufall will, leben die beiden innerhalb einer wundervollen Beziehung BDSM aus. Sie haben mir das Thema nie aufgedrängt, aber mir sehr viel erklärt und mit mir darüber gesprochen. Nachgefragt habe ich aber von selbst. Ich kann heute nicht mehr sagen, wo aus der Neugier und der Suche nach Ablenkung, die pure Faszination wurde. Aber als ich später zuhause am PC saß und mich in einem thematisch entsprechenden Forum anmeldete war mir klar, ich habe gefunden, wonach ich nie bewusst gesucht habe.

Es folgten viele Wochen, Tage, Stunden, in denen ich mir jedes bisschen Information einverleibte, dass ich finden konnte, durch Recherche, sowie Austausch im Forum und auf Stammtischen. Das Thema BDSM war eine Konstante in meinem Leben und ich genoss es. Gleichzeitig konnte ich keine echten Erfahrungen sammeln, was wirklich frustrierend war. Ich wollte schließllich nicht nur einmal ein bisschen experimentieren, ich wollte eine echte, wirkliche Verbindung.

Partnersuche ist ja so schon kein einfaches Thema, wenn es nicht grade um einen ONS oder eine kleine Affäre geht, und selbst dabei sollte die Chemie stimmen.
Wenn man das dann noch mit einem Fetisch vereinbaren möchte, bei dem die Interessen auch übereinstimmen und das gegenseitige Vertrauen natürlich auch da sein muss… Naja, sagen wir einfach, es ist keine leichte Sache.

Und dann lernte ich in meiner Stammkneipe einen wirklich tollen Mann kennen. Wir verstanden uns unglaublich gut, hatten ähnliche Interessen und ich fühlte mich sehr wohl bei und mit ihm.

Zunächst waren wir einfach sehr gute Freunde, doch mit der Zeit wurde unsere Zuneigung immer größer. Und je näher wir uns standen, desto komplizierter war es natürlich. Wir entschieden uns gemeinsam für das Risiko und gingen eine Beziehung ein. Und es war absolut wundervoll, wir liebten uns sehr. Allerdings stand das Thema BDSM irgendwie im Raum, denn er hatte damit überhaupt nichts zu tun. Wir haben darüber gesprochen und ich habe versucht, ihm das Thema vorsichtig näher zu bringen.

Um es kurz zu halten: Es sollte nicht sein. Viele Gespräche und auch Versuche stellten klar, dass es einfach nichts für ihn ist. Und das war völlig in Ordnung. Allerdings stellte ich dann klar, dass ich BDSM ausleben muss. Ich könnte nicht mein Leben lang mit jemandem verbringen, für den ich mich derart verstellen muss. Also redeten wir viel und lange und fanden einen Kompromiss für uns.
Doch auch damit sollte es nichts werden. Ich lernte jemanden kennen, doch die Chemie stimmte nicht. Ich lernte jemanden kennen, doch für den anderen passte etwas nicht.
Schließlich schlief die BDSM Partnersuche wieder ein.

In der Zwischenzeit lief die Beziehung dennoch toll. Bis wir einen großen Fehler begingen. Nunja, es lässt sich wohl nicht alles darauf zurückführen, aber es hat doch einiges zu Tage gefördert. Wir zogen zusammen und von da an ging es bergab. Immer wieder versuchten wir, irgendwas zu retten.

Es klappte nicht. Eines Tages sprach ich genau das an. Wir bekamen es nicht in den Griff und nach etwa anderthalb Jahren, die eine wirklich schöne Zeit für mich waren, trennte ich mich von ihm. Es war eine traurige Trennung, aber ich schätze es so ein, dass wir beide das Ende kommen sehen konnten. Ich vielleicht etwas mehr, als er. Dennoch können wir heute miteinander reden und scherzen. Es ist nicht so, als ob nichts gewesen wäre und unsere alte Freundschaft wird nie zurückkehren. Aber es gibt keinen Hass, keinen Streit und keine Schuldzuweisungen zwischen uns.

Dennoch stellte sich ein bekanntes Gefühl ein. Erneut war da eine zebrochene Beziehung und verletzte Gefühle und ich schwor mir, dass nicht mehr zuzulassen. Ich musste einen Schritt wagen, wie auch immer dieser aussah, und mich wieder mehr mit mir selbst und meiner Neigung befassen.

So kam es, dass ich dem Hinweis einer lieben Bekannten von den Stammtischen folgte und zu einem Fesseltreff fuhr. Alleine. Und obwohl ich wusste, um was es ging, hatte ich doch nicht den Hauch einer Ahnung, was dieser Tag für mich ändern würde.

Aber das verdient einen eigenen Beitrag, der vermutlich schon bald aus meinen Fingern fließen wird. Entschuldige das abrupte Ende, aber es soll ja spannend bleiben.

Vielen Dank an dich, dass du den Beitrag gelesen hast. Ich hoffe dieser Teil des Gedankenkarussells hat dir gefallen.

Alles Liebe
Kati

3 Gedanken zu „Der Anfang“

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